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Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL 11.03.2021

Online: überzeuGENDER | Sprache und Unternehmenskultur: Impulsvortrag & Kurzworkshop zur gendersensiblen Formulierung von Stellenanzeigen

Rund 80 Teilnehmende – Personalverantwortliche aus Unternehmen, Unternehmens- und Personalberaterinnen und  -berater – nahmen an der Online-Veranstaltung „überzeuGENDER | Sprache und Unternehmenskultur: Impulsvortrag & Kurzworkshop zur gendersensiblen Formulierung von Stellenanzeigen“ am 2. März 2021 teil. 

Dr. Simone Burel, Gründerin und Geschäftsführerin der LUB GmbH – Linguistische Unternehmensberatung und Autorin, referierte zum Titelthema. Gendergerechte Stellenanzeigen sind nach ihrer Auffassung aus verschiedenen Gründen unabdingbar für die Organisation der Zukunft:
-   Geschlechtergerechtigkeit: Sprache prägt Denken und damit Handeln
-   Talentpool & Rekrutierung: ökonomische Möglichkeit, den vorhandenen Talentpool besser auszuschöpfen
-   Chancengleichheit: Frauen werden eher eingestellt, wenn die zur Rekrutierung verwendete Stellenanzeige feminin/genderneutral war
-   Organisationskultur: Frauen und Männer fühlen sich durch gendergerechte Stellenanzeigen eher angesprochen, da sie die Organisation als fairer und
     innovativer einschätzen
-   Transformationaler Führungsstil ist durch stereotyp weibliche Eigenschaften charakterisiert

Stereotype werden definiert als ein Bündel vorauseilender Annahmen, die sich auf Fähigkeiten und Kompetenzen von Männern, Frauen und anderen beziehen, die im Alltag unvermeidbar und harmlos erscheinen, jedoch im beruflichen Kontext Probleme verursachen („Think manager , think male“).

Anhand verschiedener Studien aus der Psychologie und der Linguistik ging Dr. Burel darauf ein, dass die Sprache in Texten unterbewusst die Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung beeinflusst. So fühlten sich Frauen von Stellenbeschreibungen mit agentischen Eigenschaften (z.B. führungsmotiviert, ambitioniert) sowie durch die Verwendung des generischen Maskulinums oder einem Verweis in Klammern (z.B. m/w/d) weniger angesprochen und zeigten eine geringere Bewerbungsabsicht als bei Ausschreibung mit vielen kommunalen Wörtern (z.B. engagiert, kooperativ) und in denen auch Beidnennungen, Gender-Stern oder neutrale Formulierungen verwendet wurden.
Gerade bei Stellenanzeigen für einen männerdominierten Beruf führe eine feminine Sprache dazu, dass sich bis zu 33% mehr Frauen bewarben.
In Bezug auf die Bewerbungsbereitschaft von Männern, mache die Nutzung gendersensibler Sprache wiederum keinen Unterschied.

Dr. Burel ging auf Beispiele für gendersensible Funktionsnennungen ein, wo sie die Verwendung entweder der Doppelform, des Gender-Stars oder neutraler Formen empfiehlt. Ebenso hält sie die Formulierung von Verhalten anstelle von statischen Merkmalen für vorteilhaft.
Bei der Kennzeichnung, welche relevanten Eigenschaften als zwingend und welche als optional bezeichnet werden, rät Dr. Burel zu Zurückhaltung, da zu hohe Anforderungen eher abschreckend auf Bewerberinnen wirken.
Nicht zuletzt achteten Frauen verstärkt darauf und würden sich eher bewerben, wenn Informationen zur Arbeitgeberattraktivität auch in Stellenanzeigen zusammengefasst angesprochen würden. Beispielhaft seien genannt Angaben zu einer Vielfalt von möglichen Arbeitsmodellen, zu Weiterbildungsmaßnahmen, zu Aufstiegs- und Entwicklungsmaßnahmen, zu einem betrieblichen Gesundheitsmanagement, zur Familienfreundlichkeit, zu Netzwerken und Kooperationen bzgl. Chancengleichheit und Diversität u.a..

Veranstalterinnen des Online-Seminars waren das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld sowie die WEGE Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld mbH.

Online Seminar ueberzeuGender 02.03.2021

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Simone Burel | LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung
Christina Rouvray | Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
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