Online-Seminar: Virtuelle Führung | Zusammenarbeit auf Distanz meistern am 20. August 2020
Am 20. August folgten rund 50 Personalverantwortliche und Interessierte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Region der Einladung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL zu dem Online-Seminar „Virtuelle Führung | Zusammenarbeit auf Distanz meistern“.
Bereits zu Beginn des Online-Seminars gingen die Teilnehmenden aktiv in den Austausch über die Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice, welche digitalen Tools zu empfehlen sind und wie die Zusammenarbeit über Distanz gelingen kann.
Zuzana Blazek vom Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln ging in ihrem Vortrag auf die Herausforderungen für Führungskräfte und auf Handlungsempfehlungen ein. Zudem wurde ein Blick auf die Resilienz sowie auf die Chancen für weibliche Fach- und Führungskräfte geworfen.
Zuzana Blazek startet mit den fünf Grundpfeilern der virtuellen Führung.
Zunächst betont sie, wie wichtig es ist, das Führungskraft und Mitarbeitende vertrauensvoll miteinander umgehen. Damit dieses gelingen kann, sind eine positive Grundhaltung sowie Reziprozität und ehrliche Gespräche notwendig. Durch diese Komponenten können Ressourcenfresser rechtzeitig erkannt und behoben werden.
Der zweite Grundpfeiler bezieht sich auf die Technik. Die technische Infrastruktur sollte bereitgestellt werden und funktionsfähig sein. Als Führungskraft sollte man ggfls. den Mitarbeitenden auch die Angst vor Veränderungen nehmen können.
Die Kommunikation bildet den dritten Grundpfeiler ab. Dabei ist es wichtig, eine Orientierung zu geben, eine Transparenz sollte vorgelebt werden. Wichtig sind Freiräume sowie Regeln und Strukturen.
Der vierte Pfeiler besteht aus Selbstvertrauen, sowohl auf das eigene als auch auf das der Mitarbeitenden. Dieses im Einklang mit der Autonomie sollte durch die Führung gestärkt werden. Eine Fehlerkultur ist dabei wichtig.
Diversität im Team bildet die letzte Stütze der virtuellen Führung. Es ist wichtig, die Vielfalt zu erkennen und das Potenzial zu nutzen.
Im Anschluss ging Zuzana Blazek auf die Resilienz ein. Für Führungskräfte ist es überaus wichtig, die eigene Resilienz zu stärken, auf eigene Grenzen zu achten und ein Vorbild für die Mitarbeitenden zu sein. Zu den Mitarbeitenden sollte man eine gute Verbindung aufbauen, empathisch sowie kommunikativ sein und in Zusammenarbeit Leitplanken und Strukturen aufbauen.
Im Fokus der Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL stehen die Chancen der weiblichen Fach- und Führungskräfte. Ein Großteil der Chancen entsteht durch die ausgeweiteten Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. Besonders Frauen übernehmen in den Familien die Sorgeaufgaben. Die Möglichkeit das eigene Team virtuell zu führen oder als Mitarbeitende virtuell, also mobil oder im Homeoffice arbeiten zu können, erleichtert diesen Spagat. Auch immer mehr männliche Beschäftigte fordern orts- und zeitflexibles Arbeiten.
Zuzana Blazek, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
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Im Kreis Höxter hat am 18. August die nächste digitale Veranstaltung für familienfreundliche Unternehmen und kleine und mittelständische Unternehmen stattgefunden. Thema war „Familienfreundliche Ad-hoc-Lösungen nachhaltig in die Unternehmenskultur integrieren“.
In den letzten Monaten ist klar geworden, wie wichtig eine funktionierende Kinderbetreuung ist oder das die zu pflegenden Angehörigen während der eigenen Arbeitszeit betreut werden. Als das auf einmal weggefallen ist, sind Unternehmen kreativ geworden und haben Lösungen für ihre Beschäftigten gefunden. Wie diese nun nachhaltig in die Unternehmenskultur integriert werden können, um mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, sollte gemeinsam erarbeitet werden.
Referentin Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. hat Impuls gegeben und am Beispiel des mobilen Arbeitens gezeigt, was bei der Einführung neuer Arbeitsmodelle berücksichtigt werden muss und wie diese nachhaltig in die Unternehmenskultur integriert werden können. Sie stellt vor allem das Vertrauen der Führungskräfte in den Mittelpunkt und wirbt dafür sich zumindest zeitweise einen möglichst störungsfreien Arbeitsplatz zu schaffen.
Neben dem Input von Frau Flüter-Hoffmann wurde ein weiterer Fokus auf den Austausch der familienfreundlichen Unternehmen gelegt. In kleinen Gruppen haben sie sich über die Herausforderungen der letzten Monate ausgetauscht, welche Lösungen sie gefunden haben und welche Erfahrungen sie damit machen konnten.
Dabei konnten viele gute Ideen gesammelt werden, wie zum Beispiel die Kommunikation unterstützt werden kann. So wird in vielen Betrieben in der aktuellen Situation ein besonderes Augenmerk auf eine hohe Frequenz an Austauschterminen gelegt. Ein Unternehmen berichtete, dass seitdem diese Treffen mit der Frage „Wie geht es dir heute?“ starten, sich alle Teammitglieder besser kennenlernen konnten und auch ein Gefühl des Zusammenrückens entstanden ist.
Alle Unternehmen waren sich einig, dass die Vereinbarung von privaten Betreuungsaufgaben und den beruflichen Verpflichtungen in den letzten Monaten eine enorme Herausforderung war. Hier wurden kurze Abstimmungswege und maximale Flexibilität in der Wahl der Arbeitszeit und des Arbeitsorts als sehr erleichternd wahrgenommen.
Konsens ist auch, dass die Zeit jetzt genutzt werden soll, um vor- und nachzubereiten was in den letzten Monaten umgesetzt wurde. So wollen viele ihre technische Ausstattung aufrüsten und mehr mobile Geräte anschaffen. Außerdem werden Vereinbarungen zum mobilen Arbeiten konzipiert und abgeschlossen.
Gerrit Fischer vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL bei der Online-Schulung.
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Am Freitag den 14. August fand das Online-Seminar zum Thema „Digitalisiert in die Gründung starten“ statt. Die teilnehmenden Gründerinnen hatten die Möglichkeit, unter Moderation von Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, eine Vielzahl an digitalen Lösungen für ihren Geschäftserfolg kennenzulernen. Darien Schaschbar, Digitalisierungsbeauftragte der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, stellte eine Auswahl an Möglichkeiten vor. Diese reichten von der Erstellung einer Website und eines Online Shops, über digitales Marketing und Rechnungsstellung bis hin zum Kalender und der Zeiterfassung. Die Referentin legte dabei besonderes Augenmerk auf Anwendungen, die besonders geeignet für Einsteigerinnen sind.
Für die Erstellung einer Website empfiehlt Darien Schaschbar Gründerinnen mit wenig bis keinem technischen Verständnis z.B. einen Homepage-Baukasten. Dies ist die einfachste Variante, denn der Anbieter kümmert sich um die technischen Aufgaben, es gibt eine kostenlose Einstiegversion und All-In Pakete (Designer, Editor, Hosting und Domain und Support). Jimdo, Wix oder Strato sind einige der Baukästen, die die Referentin nennt. Die Vorteile beim Baukasten liegen klar auf der Hand: Kostenersparnis, einfache Bedienung, Support inbegriffen, keine zusätzliche Software notwendig und es ist ein Start ohne technische Kenntnisse möglich. Für die Erstellung der Homepage sollte man außerdem 2- 3 Wochen Arbeitszeit einplanen. Zudem sind wichtige rechtliche Hinweise auf der Website notwendig. Hierzu gehören u.a.: ein Impressum, Angaben zum Datenschutz und eine Informationspflicht zur Streitschlichtung: Nach der EU-Verordnung müssen Online-Händler und Online-Dienstleistungsanbieter auf die EU-weit gültige Streitbeilegungsplattform hinweisen, einen Textvorschlag erhalten Gründerinnen über folgende Adresse: http://ec.europa.eu/consumers/odrhttp://ec.europa.eu/consumers/odr.
Im Anschluss stellte die Referentin die Vor-und Nachteile eines eigenen Online –Shops vor. Auf Plattformen für den Verkauf im Internet wie z.B. Amazon, eBay oder Etsy kann eine Gründerin zwar Besucherströme nutzen und Geld für Werbung sparen, aber die Provisionen für den Plattformbetreiber liegen zwischen 5-20%. Ein eigener Online-Shop ist laut Digitalisierungsexpertin daher zu empfehlen, auch besonders für die eigene Markenbildung. Die bekanntesten Onlineshop-Anbieter sind u.a. Jimdo oder Webnode. Besonders sollten Gründerinnen beim eigenen Shop auf ein Impressum, Preisangaben, ein Widerrufsrecht, AGBs und einen Bestell-Button achten. Im Vorfeld sollten die Anforderungen und die Struktur des Shops festgelegt werden. Dann wird ein passender Onlineshop-Anbieter ausgesucht, ein Domainname für die Web-Adresse gefunden, eine Zahlungsmöglichkeit gewählt, ein Fotograf oder Texter engagiert, sowie die Lieferung zur Kundschaft sicher gestellt.
Zuletzt gab Frau Schaschbar noch Tipps zum digitalen Marketing, zur Suchmaschinenoptimierung und weiteren nützlichen Apps für die effektive Führung eines Unternehmens. Das Format „Digitalisiert in die Gründung starten“ wird auch künftig bei der Handwerkskammer Ostwestfalen Lippe zu Bielefeld angeboten und ist kostenfrei zugänglich.
Die teilnehmenden Gründerinnen und Jungunternehmerinnen profitierten sehr von den umfangreichen Informationen und Tipps rund um das aktuelle Thema der digitalen Unternehmensführung.
Am 11. August folgten Personalverantwortliche und Interessierte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Region der Einladung des Kompetenzzentrums Frau und Beruf OWL zu dem Online-Seminar „Remote Work | Erfolgreiches Führen von dezentralen Teams“.
Nach dem unvorbereiteten Wechsel in das Homeoffice stehen viele kleine und mittelständische Unternehmen nun vor der Entscheidung, das Arbeiten aus dem Homeoffice aufzuheben oder in der Unternehmenskultur zu etablieren. Damit dieses gelingt, empfiehlt die Referentin Teresa Bauer, Geschäftsführerin von Get Remote, ein Drei-Phasen-Modell.
Beginnend mit der Strategie-Phase wird der Plan bzw. die Vision entwickelt. Gearbeitet wird mit einem „Remote Canvas“. Dabei erschließt man sich die Zielgruppen, wie z.B. Beschäftigte, Führungskräfte, Bewerbende oder die Geschäftsführung. Es wird ebenfalls geprüft, welche Ressourcen im Hinblick auf digitalisierte Prozesse, Tools oder Netzwerke bereits vorhanden sind oder noch hinzugefügt werden müssen. Bereits an diesem Punkt wird geschaut, welche Hürden es bei der Umstellung auf Remote Work zu überwinden gilt. Ein essentieller Bestandteil von Remote Work ist der Teamkodex. Darunter fallen formelle und informelle Verhaltensweisen, die technische Zusammenarbeit sowie die Kommunikationsstruktur. Sofern das Konzept erstellt ist, wird dieses in der Leadership-Phase durch die Führungskräfte geprüft. In der Anwendungsphase werden Fortschritte und Abläufe zunächst engmaschig und dann in längeren Abständen kontrolliert. Bei der Umstellung auf Remote Work ist es sehr wichtig, dass alle Beteiligten mitgenommen werden. Auch Ängste und Besorgnisse sollten berücksichtig werden, betont die Referentin.
Teresa Bauer empfiehlt auf den üblichen Emailverkehr unter den Kolleginnen und Kollegen zu verzichten und mehr digitale Tools zu nutzen. Für Besprechungen und Meetings eigenen sich Zoom, Skype oder Webex. Zum gemeinsamen, projektbasiertem und vor allem ortsunabhängigen Arbeiten bieten Trello, Asana und Hive viele Möglichkeiten. Für die formellen, aber auch informellen Gespräche, können die Tools Teams, Slack oder Circuit genutzt werden.
Die Vorteile von Remote Work liegen auf der Hand. Die Life-Work-Balance wird durch das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten begünstigt. Familiäre Sorgeaufgaben können besser koordiniert und mit der Arbeit in Einklang gebracht werden. Für Fach-und Führungskräfte werden somit mehr Möglichkeiten geschaffen, ihre Positionen auszuführen. Ein solches Arbeitsmodell steigert die Attraktivität des Unternehmens für bereits bestehende Mitarbeitende sowie für potentielle Bewerbende. Je mehr weibliche und männliche Beschäftigte diese Arbeitsform fordern und umsetzen, desto eher und besser gelingt die Etablierung in die Unternehmenskultur.
Foto: Teresa Bauer | Get Remote
Bilderechte: Get Remote
Zu unserer Online-Veranstaltung am 5. August 2020, fanden sich insgesamt 10 interessierte Gründerinnen und Jungunternehmerinnen zusammen. Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL moderierte die Veranstaltung und stellte das Gründungsprojekt vor. Hierbei erläuterte sie im Besonderen das Big Sister Mentoring Programm und dessen Vorteile für die Gründerinnen. Als Mentee erhält die Gründerin exklusive Begleitung in Form eines Erfahrungsaustauschs während der ersten Phase der Gründung. Dabei ist die Big Sister eine erfahrene Unternehmerin, die als feste Ansprechpartnerin nach individueller Absprache zur Verfügung steht. Die Teilnahme an einem Mentoring kann ein wichtiger Schritt zum Erfolg sein.
Im Anschluss stellten sich die „Big Sisters“, Nadja Giebel und Jessica Thamm den Teilnehmerinnen vor.
Nadja Giebel - Inhaberin von „button-me“, gründete Ihr Unternehmen in der IT- und Kommunikationsbranche im Jahr 2017. „Button-me“ ist eine Art Messenger-Gerät, welches durch das Drücken eines Knopfes, eine vorher festgelegte Standardnachricht an einen bestimmten Empfänger sendet. Seit November 2019 betreibt sie das Unternehmen im Vollerwerb. Ursprünglich war die studierte Germanistin als freiberufliche Online-Texterin tätig und hat keine technische Ausbildung. Die Geschäftsfrau legt viel Wert auf die Erstellung eines eingängigen Corporate Designs gerade zu Beginn der Gründung und hat viel Zeit und Energie in ihren Businessplan gesteckt. Dieser ist laut Nadja Giebel gerade bei besonders komplexen oder finanzierungsintensiven Gründungen notwendig, um den Überblick zu behalten und ggf. Geldgeber nachhaltig über das Unternehmen zu informieren.
Dass die Herangehensweisen an eine Gründung sehr unterschiedlich sein können, verdeutlichte der Kontrast zu Jessica Thamm. Sie gründete im Alter von 25 Jahren die „Natives GmbH“- eine Sprachagentur mit Sitz in Bielefeld und Berlin. Die Gründung erfolgte „plötzlich“ im Jahr 2004, ohne Planung und Auseinandersetzung mit der Bedeutung einer Selbständigkeit, denn ihr damaliger Arbeitgeber war von heute auf morgen, mitten in einem Projekt, verschwunden. Um aber nahtlos weiter ein Einkommen zu generieren, übernahm die mutige Unternehmerin die nun ohne Leistungen zurück gelassenen Kundinnen und Kunden des ehemaligen Arbeitgebers. Weder einen Businessplan, noch einen Plan B hatte die damalige Gründerin in der Tasche. Und schwanger wurde sie auch noch. Heute ist sie seit 16 Jahren erfolgreich selbständig und hat es gemeistert eine tragfähige Existenz aufzubauen.
Die Einblicke in die Gründungsgeschichten und die Erfahrungen, die die beiden Unternehmerinnen gemacht haben, gaben einen Vorgeschmack auf den nützlichen Austausch im Big Sister Mentoring Programm. Auch die anschließend von Frau Lütke-Börding moderierte Gesprächsrunde war sehr lebendig und interessant. Falls Sie, als Gründerin, Interesse an dem Big Sister Mentoring Programm haben und gerne in einen Austausch mit einer unserer insgesamt acht Big Sisters kommen möchten, dann melden Sie sich bitte bei Frau Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL: a.luetke-boerdingnoSpam@ostwestfalen-lippe.de.
Familienfreundliche Unternehmen im Kreis Paderborn tauschten sich am Mittwoch, 29. Juli 2020 unter dem Appell "Vereinbarkeit von Beruf- und Familienarbeit - Flexibilität gefordert!" erstmals online zu aktuellen Themen aus. Ein Jahr nach der Verleihung des Siegels „Familienfreundliches Unternehmen Kreis Paderborn 2019“ waren die Unternehmensvertretungen sehr daran interessiert, familienfreundliche Maßnahmen zu besprechen und Umsetzungserfahrungen kennen zu lernen.
Einen umfassenden Einblick in ihre Unternehmenspraxis mit vielen interessanten Entwicklungen ermöglichten Frau Ricarda Witte, Personalverantwortliche bei der CONTA-CLIP Verbindungstechnik GmbH und Herr René Prahl, Geschäftsführer der reisewitz OHG. So unterschiedlich die Unternehmen und deren Herausforderungen sind, so einig sind sich Ricarda Witte und René Prahl in der Schlussfolgerung: Der Lock-Down hat den Blick auf familienfreundliche Maßnahmen verschärft.
Die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort ist weitestgehend für alle Büroarbeitsplätze möglich. Nach der Auszeichnung testeten sowohl die CONTA-CLIP GmbH als auch die reisewitz OHG Arbeitsmöglichkeiten im Home Office. Diese Erfahrungen erleichterten den Übergang in eine mobile Arbeitsfähigkeit, als die Ausgangsbeschränkungen deutschlandweit eingerichtet wurden.
Eine Umfrage der Geschäftsführung unter allen Mitarbeitenden der reisewitz OHG sammelte die Eindrücke und Wünsche aus der Zeit des Lock-Down ein. Der Wunsch nach 1-2 Tagen Home Office lag bei über 90 % der überwiegend jungen Belegschaft. René Prahl berichtete, dass auf Basis dieser Umfrage neue Rahmenbedingungen für Arbeitszeit bzw. Arbeitsort für das gesamte Unternehmen vereinbart wurden. Zudem sei in der Zeit der 100%igen Home Office-Arbeit eine große Bereitschaft entstanden, auch in Zukunft abwesende Mitarbeitende z.B. in Eltern- oder Pflegezeit durch Online-Zuschaltung in Meetings einzubinden.
Während in einem jungen Dienstleistungsunternehmen eher Maßnahmen rund um die Themen Familiengründung und Kinderbetreuung bearbeitet werden, steht ein produzierendes Unternehmen mit einer anderen Alters- und Arbeitsstruktur vor vielschichtigen Herausforderungen. Ricarda Witte berichtete, dass die Führungskräfte der CONTA-CLIP Verbindungstechnik GmbH seit Anfang 2020 erste Erfahrungen mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort sammelten. Daher war es schnell möglich, im Lock-Down einige Büroarbeitsplätze produktiv ins Home Office zu verlegen.
Eine größere Herausforderung ist und bleibt es, betonte Ricarda Witte, familienfreundliche Maßnahmen für alle übrigen Arbeitsbereiche in produzierenden Unternehmen einzuführen. Die Unternehmensführung ist daher besonders an Anregungen aus dem Kreis der Mitarbeitenden - beispielsweise dem Produktionsbereich - interessiert. Dank der Arbeit eines etablierten Austauschgremiums zu Anliegen und Neuerungen kann CONTA-CLIP auf Hinweise aus der Mitarbeiterschaft zurückgreifen.
So ist die aus der Produktion angeregte Verschiebung des Schichtbeginns um 10 Minuten zu einem erlebten Mehrwert geworden. Der Berufsverkehr im Gewerbegebiet wird jetzt „umfahren“, die Fahrzeiten sind für die Produktionskräfte erheblich reduziert und so bleibt mehr Zeit für die Familie.
Frau Ricarda Witte und Herr René Prahl betonten, wie wichtig der Austausch im Unternehmen für die Akzeptanz aller Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit ist. Neue Ideen und die Erprobung alternativer Regelungen erfordern die Einbindung aller Mitarbeitenden - Offenheit für Vorschläge, Machbarkeitsdiskussion von Wünschen sowie Kommunikation über die aktuelle Situation bilden die Grundlage für eine familienfreundliche Unternehmenskultur.
Der Kreis der Teilnehmenden war dankbar für die Vorträge von Frau Witte und Herrn Prahl und sprach sich für die Weiterführung des Erfahrungsaustauschs im Kreis der ausgezeichneten Unternehmen aus.
Bedingt durch die derzeitigen, bundesweiten Vorsichtsmaßnahmen findet der Austausch der „Familienfreundlichen Unternehmen Kreis Paderborn“ vorläufig online statt.
Die nächste Veranstaltung Netzwerk-Talk | Online - ausgerichtet vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL in Kooperation mit der Servicestelle Wirtschaft und der Gleichstellungsstelle Kreis Paderborn - wird Ende Oktober angeboten.
Unserer Einladung zum Online-Seminar „Neue Normalität – Chancen und Grenzen familienorientierter Personalpolitik“ folgten Ende Juli 30 Personalverantwortliche und Führungskräfte aus Unternehmen sowie Interessierte aus Institutionen aus fast allen Regionen OstWestfalen-Lippes.
Wie wichtig gute Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind, hat sich in den letzten Monaten gezeigt, sie aber gleichzeitig einem regelrechten Stresstest unterzogen. Viele Unternehmen und Mitarbeitende wurden teilweise dazu gezwungen, neue Wege zu gehen: Homeoffice/Mobiles Arbeiten, ungewöhnliche Schichtsysteme (auch für Bürobeschäftigte) oder Video-Konferenzen waren und sind aktuell jedoch eher improvisierte Ad-hoc-Lösungen, die den Betrieb halbwegs aufrechterhalten. Sie bergen aber auch ein großes Potenzial, die Arbeitswelt zukunftsfähig zu gestalten und die Digitalisierung als Chance zu nutzen.
Referentin Christiane Flüter-Hoffmann (Senior Researcher, Projektleiterin ‚Betriebliche Personalpolitik‘ | Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.) informierte zunächst über die neuen Formen der Kommunikation und Kooperation und die aktuellen Entwicklungen im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie. Die Einstellung zur Digitalisierung hat sich verbessert; der Nutzen ist stärker erkennbar geworden. Viele Unternehmen werden künftig genauer prüfen, ob Dienstreisen für eine Besprechung notwendig sind, oder ob sie virtuell durchgeführt werden können.
Sie wies kurz auf unterschiedliche Tools hin und fasste die Erfolgsfaktoren der internen Kommunikation – vor allem in virtueller Umgebung – zusammen.
Danach ging Christiane Flüter-Hoffmann auf die zahlreichen Modelle der Arbeitszeitflexibilisierung ein, die aktuell und sehr wahrscheinlich auch weiterhin in den Firmen umgesetzt werden. Dazu zählen in erster Linie Mobiles Arbeiten oder Homeoffice – häufig in Kombination mit Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Ausweitung der Rahmenarbeitszeiten oder ganz individuell vereinbarten Arbeitszeiten.
Besonderes Interesse bei den Teilnehmenden herrschte bei den Gestaltungsbereichen einer flexiblen, familienbewussten und ergonomischen Schichtplangestaltung. In der aktuellen Situation wird in vielen Firmen nach wie vor in strikt getrennten Schicht-Teams – teilweise auch im Büro – gearbeitet, um den Betrieb im Fall einer Infektion aufrecht erhalten zu können.
Ein besonderer Fokus lag darauf, welche Bedeutung familienorientierte Personalpolitik in diesen Zeiten für weibliche Fach- und Führungskräfte hat. Der coronabedingte Digitalisierungsschub könnte für viele weibliche Fach- und Führungskräfte eine bessere Vereinbarkeit mit sich bringen. Die Akzeptanz für das Homeoffice ist gewachsen und gute Erfahrungen damit können dazu führen, dass bisherige Schwächen dieser Arbeitsform abgemildert werden. Die Anzahl der Geschäftsreisen könnte sich verringern, weil sie durch Videokonferenzen ersetzt werden. Referentin Flüter-Hoffmann macht in diesem Zusammenhang aber auch auf die Gefahr aufmerksam: „Teilzeit und Homeoffice können die Sichtbarkeit und Wahrnehmbarkeit der Leistungen und des Erfolgs möglicherweise verringern. Daher ist es umso wichtiger, Ergebnisse und Erfolge zu kommunizieren und nicht immer nur hoffen, dass es schon auffallen wird, wie gut die Arbeit ist.“
Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Einschätzungen, aber auch Fragen im Chat zu veröffentlichen. Frau Flüter-Hoffmann ging am Ende jedes Themenblocks auf die Beiträge ein und beantwortete offene Fragen.
Das Webinar wurde moderiert von der für den Kreis Herford zuständigen Kollegin Meike Stühmeyer-Freese.
v. l.: Christiane Flüter-Hoffmann | Projektleiterin ‚Betriebliche Personalpolitik‘| Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. und Meike Stühmeyer-Freese | Kompetenzzentrum Frau und Beruf | OWL GmbH
Bildrechte: OWL GmbH
Am Mittwoch, den 15. Juli fanden sich neun Gründerinnen und Jungunternehmerinnen zum GründerinnenSeminar „Kaltakquise – Erfolgreich telefonieren wie ein Profi“ zusammen. Michael Seggewiß, Geschäftsführer der Interkommunalen Wirtschaftsförderung im Kreis Herford, begrüßte gemeinsam mit Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Teilnehmerinnen. Im Anschluss gab der Referent Sebastian Kühnemund wertvolle Tipps für die oft gefürchtete Kaltakquise am Telefon.
Bevor zum Telefonhörer gegriffen wird, ist laut Referent eine gründliche Vorbereitung nötig. Hierzu dient ein sogenannter Telefonleitfaden. Dieser besteht aus vier aufeinander aufbauenden Säulen. Dazu gehört die richtige Gesprächseröffnung, das Wecken von Interesse, das Wecken des Wunsches nach mehr Informationen und die Vereinbarung eines weiteren Termins. Gründerinnen sollten sich hierzu bereits im Vorfeld wichtige Angebotsinformationen notieren oder ihren Elevator Pitch nutzen, um einen roten Faden für das Gespräch zu haben.
Um das Gespräch erfolgreich durchführen zu können, ist es unabdingbar sich im Vorfeld ein Ziel für das Telefonat zu setzen, erklärt Sebastian Kühnemund weiter. Das Ziel kann z.B. sein, einen persönlichen Termin zu vereinbaren oder eine Emailadresse zur weiteren Kommunikation zu erhalten. Erfolgreiche Kaltakquise am Telefon bedeutet aber auch, sich nicht von Absagen entmutigen zu lassen. Die Erfolgsformel der Kaltakquise lautet: „Wenn 2 von 10 Telefonaten zum gewünschten Ziel führen, dann betreibt man bereits erfolgreiche Kaltakquise.“ Um ein solch gutes Ergebnis zu erzielen gab der Referent den Gründerinnen wertvolle Tipps.
So sollte ein Akquise-Telefonat mit einer guten, inneren Einstellung begonnen werden. Hierzu sollte man sich in einer motivierten und engagierten, sowie geduldigen, zuversichtlichen und selbstbewussten Stimmung befinden. Denn die Stimme transportiert die eigene Verfassung über das Telefon und wirkt so fördernd oder bremsend auf den Ausgang des Telefonats.
Auch eine gründliche Vorbereitung ist nötig. Hierzu können mögliche Fragen und geeignete Antworten im Vorfeld notiert werden. Außerdem ist es hilfreich sich das Gegenüber zu visualisieren. (z.B. durch die vorherige Recherche von Profilen auf Xing oder anderen Netzwerken)
Ebenfalls wichtig ist ein angemessenes Tempo beim Sprechen einzuhalten, sowie eine angenehme Lautstärke und Tonlage. Ein Lächeln wirkt sich ebenfalls positiv auf den Verlauf aus. Es kann vorkommen, dass das Gegenüber aber gerade tatsächlich keine Zeit oder Muße für ein Telefonat hat. In diesem Fall sollte dies ohne Einwände akzeptiert werden und um einen erneuten Termin gebeten werden. Aktives Zuhören rundet ein gekonntes Akquise-Telefonat ab. Dabei bedeutet Aktives Zuhören vor allem den anderen nicht zu unterbrechen und wichtige Aussagen ggf. zu wiederholen. Selbstverständlich müssen auch Hintergrundgeräusche und Störungen bestmöglich vermieden werden.
Trotz bester Vorbereitung kann es sein, dass es an manchen Tagen trotzdem nicht funktioniert mit der erfolgreichen Telefonakquise. In einem solchen Fall rät der Referent, sich mit Kollegen und Kolleginnen auszutauschen oder sich neue Impulse zu suchen. Das Online-Seminar gab einen solchen Impuls und die Gründerinnen fühlen sich gewappnet die telefonische Kaltakquise mit realistischen Erwartungen, zielgerichtet und erfolgreich anzugehen.
„Die beste berufliche Entscheidung meines Lebens.“ So beschreibt die 46 jährige Friseurmeisterin Nicole Gronemeyer die Übernahme ihres ehemaligen Ausbildungsbetriebs am 1. Januar 2017. Der Weg dorthin gleicht einem Wettlauf mit der Zeit.
Nachdem die Friseurin neun Jahre lang in ihrem Ausbildungsbetrieb in Lage arbeitete, wechselte sie von 2011 bis 2014 in einen anderen Salon. Dort wollte sie weitere Berufserfahrung und neue Eindrücke sammeln. 2014 holte ihre ehemalige Ausbilderin die zweifache Mutter Nicole Gronemeyer jedoch wieder zurück in ihren Salon. Sie war erkrankt und wollte für eine gute Nachfolge sorgen. Nicole Gronemeyer war ihre erste Wahl. „Meine ehemalige Chefin, die Vorbesitzerin meines heutigen Salons, und ich, hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander.“ erklärt sie das gegenseitige Vertrauen. Ein Grund, weshalb die Nachfolgerin sich für den Schritt zur Übernahme des Salons entschied.
Nicole Gronemeyer musste allerdings erst noch ihre Meisterschule beenden, um überhaupt die Berechtigung zur Übernahme des Salons zu erhalten. Neben ihrer Vollzeittätigkeit und der Versorgung ihrer beiden Kinder, besuchte die belastbare Friseurin und alleinerziehende Mutter also auch noch die Meisterschule. „Ich wollte mich schon länger selbständig machen, aber erst kamen die Kinder. Da sich nun aber eine einmalige Gelegenheit bot, setzte ich alles daran, die Chance auch wahrnehmen zu können.“ erzählt sie.
Im Juni 2015 verstarb ihre ehemalige Ausbilderin und Inhaberin des zu übergebenden Salons. Die Erben drängten jedoch darauf, dass Nicole Gronemeyer den Salon samt Immobilie zum 1. Januar 2017 übernehmen sollte. „Meine größte Sorge dabei war, ob ich die Meisterprüfung noch vor dem Zeitpunkt der gewünschten Übernahme schaffen würde.“ erinnert sich die Friseurmeisterin.
So legte sie Nachtschichten ein, nahm Nachhilfe und konnte ihre Meisterprüfung dann sogar vorziehen. „Das war alles „just in time“.“ berichtet sie. „Ich nahm bereits Anfang 2016 Kontakt zur Handwerkskammer auf. Sie halfen mir bei der Konzepterstellung und bei der Beantragung von Krediten und Förderungen.“ berichtet sie. Trotzdem ein Kraftakt, den die alleinerziehende Mutter mit Bravour meisterte. Und was sie mit „just in time“ meint, erklärt die Chronologie der Ereignisse: Im Oktober 2016 erhielt sie die Finanzierungszusage der Sparkasse, am 12. Dezember 2016 legte sie erfolgreich ihre Meisterprüfung ab, am 28. Dezember 2016 unterschrieb sie den Kaufvertrag für die Immobilie und am 1. Januar 2017 übernahm sie schließlich offiziell den Salon.
Bei all diesen Herausforderungen nahm sie Unterstützungsleistungen von der Betriebsberatung der Handwerkskammer, einer Arbeitsrechtlerin und einem Steuerberater in Anspruch. „Ich habe mich so sehr gut vorbereitet gefühlt.“ erklärt sie. Die Übernahme ging schlussendlich reibungslos vonstatten und für Nicole Gronemeyer war es „die beste berufliche Entscheidung“ ihres Lebens. „Ich bereue das keine Minute.“ bekräftigt die selbständige Friseurmeisterin.
„Ich freue mich, dass ich als Inhaberin all meine Ideen umsetzen und meine Kreativität frei ausleben kann. “ schildert sie die Freude an ihrer neuen Rolle. „Außerdem sind alle Kunden geblieben. Wir haben sogar 60 % Neukunden bekommen.“, was die Inhaberin neben der Qualität ihrer Angebote, auch auf die Neugestaltung der Räumlichkeiten zurückführt.
Nicole Gronemeyer konnte durch ihren mutigen Schritt alle der damaligen vier Arbeitsplätze erhalten und zusätzlich einen Ausbildungsplatz schaffen. Fortbildungen sind der energiegeladenen Inhaberin noch heute sehr wichtig. „Ich habe mittlerweile die Qualifikation „GOLD“ beim „Calligraphy Cut“ und bilde auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierin aus.“ Und „Gold“- das hätte sie auch so verdient, für ihren meisterlichen Wettlauf um die Nachfolge.
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Hier gelangen Sie zur Homepage des Salons von Nicole Gronemeyer.
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.
„Um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbständig machen.“ Mit sechzehn Jahren startete die heute 29 jährige Stefanie Dowe in die 3-jährige Ausbildung zur Augenoptikerin in einem traditionsreichen Fachgeschäft in Herford. Den Bezug zum Augenoptikerberuf bekam sie schon sehr früh, da ihre Mutter mit ihr seit dem Kindergartenalter zum Optiker ging.
„Um nicht länger die Auszubildende im Betrieb zu bleiben“ erklärt sie, wechselte sie nach ihrer Ausbildung zu einem anderen traditionellen Optikerfachgeschäft in Bünde. „Dort konnte ich mich nicht gut ins Team integrieren und ich klopfte nach ein paar Monaten bei meinem Ausbildungsbetrieb an die Tür.“ erzählt die heutige Augenoptikermeisterin und Geschäftsführerin von zwei Optikerfachgeschäften. Das Optikerfachgeschäft hatte allerdings nur eine Halbtagsstelle frei, die sie trotzdem annahm. Da sie aber schon recht früh auf eigenen Beinen stand, reichte eine Halbtagsstelle nicht aus und sie arbeitete nebenbei als 450€ Kraft an der Kasse eines Lebensmittelhändlers. Nach anderthalb Jahren konnte sie dann endlich bei ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb auf Vollzeit aufstocken. Den 450€ Job behielt die geschäftstüchtige Optikerin aber noch weitere vier Monate lang.
Ein paar Jahre später begann die zu dem Zeitpunkt 24 Jahre alte Stefanie Dowe, dann ihre Meisterausbildung in Teilzeit. „In dieser Ausbildung erlernte ich so viel mehr und erweiterte meinen Horizont, was alles möglich war. Ich war motiviert, wollte dieses Wissen anwenden und umzusetzen.“ erinnert sie sich noch lebendig. „Ich kam dann zu dem Entschluss, um mich zu verwirklichen, musste ich mich selbstständig machen.“
Stefanie Dowe begann im Internet zu recherchieren und schlug in Fachzeitschriften nach, um herauszufinden, ob im Umkreis Augenoptikerfachgeschäfte zu verkaufen wären. Doch erst auf der Internetseite der Augenoptikerinnung wurde sie fündig. Sie nahm dann Kontakt zu einer Unternehmensberatung auf. „Von dem Tag an ging alles ziemlich schnell.“ sagt sie. Sie fühlte sich dort in guten Händen und hatte immer einen Ansprechpartner an ihrer Seite. Die Innung teilte ihr mit, welche Geschäfte damals zum Verkauf standen.
Im nächsten Schritt musste die Optikermeisterin sich die zum Verkauf stehenden Geschäfte ansehen und sich entscheiden welches Geschäft sie künftig ihr Eigen nennen wollte. Nachdem sie ein Geschäft fand, dass ihr zusagte, lernte sie im nächsten Schritt die damalige Inhaberin kennen. „Ich versuchte dann alles über das Geschäft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Erfahrung zu bringen.“ erzählt sie. Und die Informationen überzeugten Stefanie Dowe. Also begann sie, sich über die Finanzierung und mögliche Fördermittel zu informieren. „Ich wandte mich an die Außenstelle der Betriebsberatung der Handwerkskammer in Detmold, um die Meistergründungsprämie zu beantragen und ging zu der Bank meines Vertrauens.“ beschreibt sie die nötigen Schritte zur Finanzierung ihres Traums vom eigenen Optikergeschäft. Mit dieser Hilfe konnte sie die Geschäftsübernahme schließlich umsetzen.
Anderthalb Jahre nach Stefanie Dowes Meisterausbildung war es dann soweit. Sie war Geschäftsführerin von „Stärker Sehen“ in Bad Salzuflen und im Kalletal. „Am 01.08.2018 begann für mich somit eine neue Aufgabe.“ berichtet sie nicht ohne Stolz. „Von der Idee bis zur Übernahme dauerte es nur acht Monate, was rückwirkend betrachtet ein Schnelldurchlauf gewesen ist.“ konstatiert sie. Heute würde sie sich etwas mehr Zeit nehmen. Doch durch den Rückhalt von Familie und Freunden hatte sie trotz des Schnelldurchlaufs keine Sorgen: „Ich wusste von Anfang an, wenn ich es möchte ist alles möglich“. Die heutige Inhaberin fühlte sich durch die genannten Anlaufstellen im gesamten Übernahmeprozess gut vorbereitet und beraten.
Auch heute ist Stefanie Dowe noch immer hoch motiviert, sich und ihr Geschäft weiter zu entwickeln. „Ich möchte noch mehr verwirklichen. Es ist noch lange nicht alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich möchte mit meinem 5-köpfigen, großartigen Team immer weiter wachsen. Wir haben schon unsere neuen Ziele definiert und planen die Umsetzung.“ Worte einer außergewöhnlich engagierten Unternehmerin.
Rückblickend war die Übernahme und der damit verbundene Schritt in die Selbständigkeit laut Stefanie Dowe die beste Entscheidung. „Ich habe jetzt die Freiheiten, die ich vorher vermisst habe und den Rückhalt, den ich brauche.“ erklärt sie. Die Freiheit, das ist das Schönste für die ambitionierte Unternehmerin. Dabei geniesst die Optikermeisterin auch die Beratung und den Bezug zu den Menschen im Ort.
Stefanie Dowe empfiehlt anderen Frauen, die sich vorstellen können ein Geschäft zu übernehmen, die Hilfe von den Kammern, Steuerberatern, Freunden, und Familie anzunehmen und sich einen Unternehmensberater zu suchen. Und sie hält noch einen besonderen Tipp parat: „Versucht vieles gelassen zu sehen, denn alles andere bringt euch nicht immer weiter. Hört auf das was ihr wollt und glaubt daran, dann kann man alles schaffen.“
Für Stefanie Dowe ist ihr Traum in Erfüllung gegangen. „Ich bin viel motivierter und glücklicher.“ resümiert sie und ist dadurch auch ein motivierendes Beispiel für andere Frauen – denn erfolgreiche Nachfolge ist weiblich!
Das Interview führte Anna-Lena Lütke-Börding vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
Info: Die heimischen Wirtschaftsförderungen, sowie die Startercenter der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen sind wichtige Ratgeber in Prozessen der Gründung und Übernahme. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung.